Projekt Mommenheim
Allgemeine Zeitung Mainz / Landskrone / 11.12.2015
Eine leicht verdauliche Ortschronik: das Mommenheimer Festbuch zur 1250-Jahrfeier
Von Marta Thor
MOMMENHEIM - Über 320 Seiten Material zum Schmökern hält das Festbuch zur 1250-Jahrfeier von Mommenheim bereit. Ja, tatsächlich zum Schmökern, weniger zum Nachschlagen. „Es sollte ein populärwissenschaftliches Werk werden, mit nur wenigen Fußnoten und Literaturangaben“, sagt Autor Bernhard Marschall über den Auftrag der Gemeinde. „Locker geschrieben mit historischer Genauigkeit“, beschreibt Ortsbürgermeister Hans-Peter Broock die Anforderung. Und genau so ist das Buch mit dem Titel „Von Muminheim bis Mommenheim – 1250 Jahre Ortsgeschichte“ auch geworden: Keine streng wissenschaftliche und vollständige Chronik, sondern ein interessantes und unterhaltendes Werk, auch für den historisch wenig bewanderten Leser.
Hardcover mit 320 Seiten
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STILLE AUTOREN
Mitarbeit bekam Bernhard Marschall durch Heinz Hinkel, der Überlieferungen aus der Post sortiert hat, Dr. Franz Maier vom Landesarchiv und Dr. Ronald Knöchlein, der durch sein Sachverständnis im Lokalen auch einen wichtigen Teil dazu beigetragen hat.
Den Einband des Hardcover-Buches ziert ein Foto eines spektakulären Zugunglücks von 1983, bei dem, so Broock, „niemand zu Tode gekommen“ ist. Auch Vor- und Nachsatz sind bedruckt: vorne mit einer Katasterkarte aus dem Jahr 1820 aus dem Landesarchiv Speyer, hinten einer Luftaufnahme des heutigen Dorfes.
Der Inhalt ist schnell erzählt: Ein chronologischer Einstieg mit kurzem Exkurs in die Urgeschichte und der römischen Besiedlungsgeschichte, ein Kapitel über Wappen, Siegel und Urkunden der Gemeinde und die geschichtliche Entwicklung von Mommenheim während des Mittelalters wird komplettiert durch Erinnerungen eines Mommenheimer Bürgers während der 1960/70er Jahre und durch Kriegserlebnisse. Ein großes Kapitel gesteht Marschall, studierter Ethnologe und Völkerkundler, den Flurnamen zu, die er über die Grundbücher des Landesarchivs recherchiert hat: „Es geht um die historischen Namen und ihre Deutung, die sich zum Teil noch in den heutigen Straßennamen wiederfinden. Besonders die Deutung finde ich sehr spannend.“
Ebenfalls ein großes Kapitel, beziehungsweise mehr eine Übersicht: die Brandkataster. Über diese hat Marschall eine gütliche Schätzung von kirchlichen und gemeindeeigenen Gebäuden aufgestellt. „Leider ohne Adressen“, bedauert er, „die waren nicht mehr zu rekonstruieren.“ Für das Kapitel zur Selzstellung hat der Völkerkundler mit den neusten Erkenntnissen der Buchautoren Hiltrud Hollich, Rudolf Bullesbach und Elke Tautenheimer gearbeitet, die als Co-Autoren ein Kapitel für die Bedeutung der Selzstellung für Mommenheim verfasst haben.
Marschall hat in kleinen Heimatmuseen in Hessen gearbeitet und war zehn Jahre lang Kulturbeauftragter der Gemeinde Bodenheim. Er hat sich freiberuflich auf das Erstellen von regionalen Ortsmonografien, Festschriften, historischen Führern, Findbüchern und Chroniken spezialisiert. Für den Auftrag aus Mommenheim, den er erst im Januar dieses Jahres begonnen hatte, hat er elf Monate recherchiert. Dafür bediente sich der 54-Jährige hauptsächlich bereits bestehender Quellen. „Einen großen Teil habe ich aus dem Landesarchiv Speyer herausgezogen“, sagt Marschall, „aber auch aus bestehenden Büchern, Chroniken und Material von Dritten.“
Vereine stellen sich vor
Ludwig Kranz, Vorsitzender des Heimatvereins „Historia Mommenheim“ und Hans-Peter Broock standen Marschall mit ihrer Ortskenntnis und Kontakten zur Seite. „Über Herrn Kranz habe ich viele Bilder von Mommenheimern für das Festbuch gewinnen können“, erzählt Marschall. Die Zusammenarbeit bewerten beide Seiten als sehr harmonisch und vertrauensvoll. Kranz war froh, dass er, nachdem ein für alle Seiten zufriedenstellendes Konzept für das Festbuch erstellt worden war, in die Rolle des Beraters schlüpfen konnte. „Durch viel eigenes Bildmaterial sind die Urheberrechte auf jeden Fall gewahrt“, sagt er.
Viel wurde aus den Ortschroniken der verstorbenen Heimatforscherin Margot Schäufle herausgezogen. Kranz sorgte auch dafür, dass die erste urkundliche Erwähnung im Lorscher Codex mit 20 authentischen Schenkungsurkunden Eingang ins Werk fand. Auch die Mommenheimer Vereine präsentieren sich mit Foto und einem Porträt. Für den Autor und die Gemeinde also ein rundes und gelungenes Werk, das die Geschichte des Ortes mit allen Facetten beleuchtet.